Samira hebt einen angeknabberten Fichtenzapfen vom Waldboden auf. „Schau, das ist ein Fallschirm für die Zwerge. Den nehm ich für den Puck mit.“ Grenzenlose Fantasie trifft auf unübertroffene Vielfalt, wenn sich ein Kleinkind in der (möglichst unberührten) Natur aufhält.
Dinge aus der Natur oder die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wurden weisen
viele Vorzüge auf. Kein Blatt, keine Blüten, keine Zapfen oder Grashalm
gleicht einem anderen. Alles ist einzigartig, so wie jedes andere Lebewesen auch. Darum fühlen sich natürliche Dinge so stimmig für uns an, denn der Mensch ist unter allen Geschöpfen jenes, das
sich am individuellsten entwickeln kann. Es ist ein Herzensbedürfnis, unsere Einzigartigkeit bei Anerkennung von der Gemeinschaft bestmöglich zu leben. Was wir mit unseren Händen und
unserem Geist im Leben hervorbringen, ist nicht wie beim Tier Instinkt gesteuert, sondern abhängig von unseren mitgebrachten Anlagen und Interessen und dem Umfeld, in dem wir aufwachsen.
Menschen und Objekte der Außenwelt liefern uns Inspirationen und bieten uns mehr oder weniger Anregungen und Möglichkeiten, uns zur besten Version von uns selbst zu entfalten.
Nicht nur der Aspekt der Einzigartigkeit von allem, was wir in der Natur vorfinden, auch jene des Wachstums und der Veränderlichkeit
entsprechen dem menschlichen Wesen. Wir haben als einzige Spezis ein sich sehr langsam entwickelndes und dadurch lebenslang lernfähiges Gehirn. Die Fähigkeit zum Umgestalten und zum Weiterwachsen
zeichnet den kreativen menschlichen Geist aus. Auf das Kind trifft das Thema „Wachsen“ insbesondere zu. Schließlich befindet sich sein ganzes Wesen in einem Entwicklungsprozess. Der Anthroposoph
Rudolf Steiner bezeichnete Holz als „seelenbildend“ mit der Begründung, dass lebendig gewachsene Stoffe dem wachsenden Wesen bei seiner Menschwerdung
dienen.
Ein weiterer Vorteil von natürlichen, möglichst unkonkreten Spielsachen aus organischen Rohstoffen ist der Freiraum, den sie der
kindlichen Fantasie lassen. Aus hirntechnischer Sicht sind einfache und „offene“ Spielsachen, wie Anna Tardos sie bezeichnet am besten geeignet, um das Kind herauszufordern, seinen Verstand
kreativ und schöpferisch zu nutzen.
Birkenhölzern, die sich zum klassischen Bauen und zum Gestalten von Spiellandschaften und darüber hinaus zu vielem mehr einsetzen lassen, bieten dem kindlichen Schöpfergeist zum Beispiel viel mehr Spielraum als viele im Handel erhältliche Bausteine und -materialien. Je weniger konkret ein Ding auf etwas festgelegt ist, desto mehr kann die Fantasie daraus machen.
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