
„Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.“
– Henri Matisse
Eines meiner Lieblingsbücher als Kind war Die Omama im Apfelbaum von Mira Lobe. Das Buch ist älter als ich selbst – und trotzdem ist es bis heute ein Kinderbuchklassiker.
Inzwischen bin ich selbst Großmutter, und doch hat dieses Buch für mich nichts von seiner Magie verloren. Das liegt wohl daran, dass Mira Lobe, ähnlich wie Astrid Lindgren, ein besonderes Gespür
für Kinder hatte. Sie konnte sich in Kinderherzen einfühlen, verstand ihre Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste.
Zwar hat sich die Welt seit den 1970er-Jahren, als ich das Buch damals verschlang und immer wieder las, stark verändert und beschleunigt. Doch die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse, mit
denen ein Kind zur Welt kommt, sind immer noch dieselben.
Wir wollen unser eigenes Ding in die Welt bringen, selbstwirksam sein, unsere Potenziale entfalten und zur besten Version unserer selbst werden. Gleichzeitig wollen wir uns von Natur aus mit
anderen verbunden fühlen, dazugehören – und das, obwohl (oder gerade weil) wir alle einzigartige Individuen sind.
Warum ich dieses Buch so liebte? Einerseits, weil ich mich mit dem Protagonisten Andi so gut identifizieren konnte: Meine beiden Großmütter waren ebenso schon vor meiner Geburt gestorben – genau
wie jene von Andi. Ich fühlte, hoffte und freute mich mit ihm. Andererseits faszinierte mich Andis Großmutter, die „Omama“, ganz besonders: Sie hatte sich ihr kindliches Gemüt bewahrt, war mutig
und fröhlich. Und so wurde sie später – als ich selbst Mutter wurde – zu meinem Vorbild und Auslöser dafür, dass ich von meinen eigenen Enkelkindern „Omama“ genannt werden möchte.
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